Der Ruller Bilderschatz

Fotoausstellung der Kolpingsfamilie Rulle

Zur Vorbereitung einer Chronik zum 75jährigen Jubiläum der Kolpingsfamilie machten sich einige Kolpinger auf den Weg durch unsere Gemeinde, um mit älteren Mitbürgern über die gute alte Zeit zu sprechen. Immer wieder kam dabei die Rede auf unseren ehemaligen Präses, Kaplan Erich Raudisch, der von 1933 bis 1941 in unserer Gemeinde tätig war. Also machten wir uns auf die Suche, die schließlich in einem Keller in Herford zum Erfolg führte. In Kisten und Umzugskartons fanden wir die Schätzchen des leidenschaftlichen Fotografen. Über 50.000 Fotos und Dias aus den 30er und 40er Jahren! Ca. 6000 Aufnahmen davon zeigen den Wallfahrtsort Rulle.
Eine große Aufgabe für unsere Kolpingsfamilie, denn es mussten nun für die Ausstellung insgesamt 5000 Abzüge gefertigt und zugeordnet werden. Ein großes Problem, nämlich die enormen Kosten für die schwarz-weiß-Abzüge, konnte schnell mit Hilfe der Ruller Geschäftsleute, der Gemeindeverwaltung Wallenhorst und den politischen Parteien gelöst werden.

Vom 16. bis 18. Mai 1998 konnten wir dann einen Teil der Fotos in einer Fotoausstellung in der Ruller Merzweckhalle schreiben. Über 2500 Besucher konnten an den drei Tagen gezählt werden und auch die Presse, der Rundfunk und das Fernsehen, dass mit einem Team zwei Tage in Rulle weilte, zeigten größtes Interesse für unsere Ausstellung.

Inzwischen hat die Kolpingsfamilie Rulle auch zwei Bildbände mit den Fotos von Erich Raudisch und Hermann Kruse veröffentlicht. Auch hier zeugen die Auflagezahlen für das große Interesse der Ruller Bürger an diesen alten Fotos.
Die Kolpingsfamilie Rulle wird auch weiterhin versuchen, ihr Archiv immer weiter auszubauen, um so zu gewährleisten, dass auch die folgenden Generationen die Geschichte von Rulle im Bild erleben können.

NOZ vom 30. März 2000 zum Tode von Erich Raudisch:

Der Herr des Bilderschatzes Pfarrer Erich Raudisch ist tot
Erich Raudisch hat nur sieben seiner 94 Lebensjahre in Rulle verbracht. Trotzdem haben die Ruller ihrem ehe-maligen Kaplan zwei Denkmale gesetzt: zwei Bücher mit den Fotografien, die der „Mann mit der Kamera“ zwischen 1933 und 1941 im Wallfahrtsort gemacht hatte. Raudisch ist gestern in Herford zu Grabe getragen worden.
Nur die älteren Ruller kannten ihn persönlich, dennoch gehört er inzwischen zum Ort, wie die Wallfahrtskirche. Raudisch war als junger Mann Haus- und Hoffotograf des Bischofs. „Den haben wir immer nur mit der Kamera gesehen“, zitiert Ludger Meyer einen Zeitzeugen. Von 1933 bis 1940 sorgte sich Kaplan Raudisch nicht nur um das Seelenheil der Ruller, er schuf mit über 50.000 Fotografien einen Bilderschatz, dessen Wert für den Ort und die Diözese gar nicht einzuschätzen ist. Denn der begnadete Fotograf im Priestergewand richtete seinen Blick auch auf den Alltag der Menschen, auf das scheinbar Unwichtige, das erst dann interessant wird, wenn es verschwunden ist…